Donnerstag, 14. März 2013

Heihei!!

Norwegische Begrüßungsrituale

Jeden Morgen stehe ich bei Sonnenschein und etwa -10°C an der Bushaltestelle und warte zusammen mit den üblichen morgendlichen Griesgramen auf den 79er.
Beim Einsteigen in den Bus nach Sæter werde ich jedoch wie ein alter, lang vermisster Freund mit einem euphorischen "heihei!!" empfangen - und das, obwohl jeden Tag ein anderer Busfahrer die Linie bedient.
Derart begeistert begrüßt, kann der Tag nur angenehm weiterlaufen.
In der Schulkantine werde ich vom Angestellten ebenfalls mit einem begeisterten "heihei!!" begrüßt, während ich meine Krabbensandwiches bezahle. Selbstverständlich erkundigt sich das Team nicht nur nach meinem Wohlbefinden, sondern auch nach meinen Plänen für den restlichen Tag.
Im Sekretariat setzt sich die Welle der Hochstimmung fort. Ein enthusiastisches "heihei!!" sorgt täglich für mein Wohlbefinden beim Betreten des Büros. So kopiert man gerne seine Arbeitsblätter!
Im Lehrerzimmer wird mir ein polyphones "heihei!" derart extatisch entgegengeschleudert, dass ich mich wie der verlorene Sohn fühle. Nach unendlichem Händeschütteln setze ich dem Kollegium intensiv meinen Gesundheitszustand auseinander, um sämtliche Sorgen über mein Wohl zu zerstreuen.
Nachmittags, beim üblichen Gang in den rimi-Supermarkt, werde ich, kaum die Glastüren passiert, vom Filialleiter und der kompletten Belegschaft mit einem "heihei!!" zum Star des Marktes gekürt, während Fotografen versuchen, mich auf dem roten Teppich abzulichten. Einige freundliche, zufällig anwesende Passanten versuchen mit einem orgiastischen "heihei!!" meine Aufmerksamkeit zu erheischen.
Zuhause angekommen setze ich mich an den Laptop. Ein alter Freund ist online, er schreibt mich an.
"Moin. Was geht?"

Dann geht er offline.

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